Böses Internet macht Künstler kaputt. Wirklich?

 22. März 2012

Ich will hier nicht die ganze Urheberrechtsdebatte aufmischen. Ich kann es nur von meiner Warte aus beschreiben. Ich habe Künstler für Partys gebucht, da steckte das Internet noch in den Kinderschuhen. Wenn man Glück hatte, besaß zu diesem Zeitpunkt der zu buchende Künstler ein Mobiltelefon. Oder sogar schon eine Mailadresse.

Bei vielen Künstlern scheiterte jedoch ein Engagement, weil sie schlicht und einfach nicht erreichbar waren. Viele Jahre später ist das einfacher. Es wimmelt nur so vor Selbstdarstellungen der Künstler im Web und das Mailfach quillt über vor Bookingangeboten. Pluspunkt für das Internet.

Zweiter Aspekt ist die Musik an sich. Was bin ich damals gerannt nach dieser und jener Platte oder CD. Musikläden abgeklappert oder angerufen. Neue Einflüsse hatte man auch nur via Radio, Freunde oder Partys. Mitschnitte im Radio auf MD waren das A und O. Woanders bekam man das Material sowieso nicht. Und der Plattenladen? Der war eh nur nach lokalem Bedarf und nach Geschmack des Inhabers bestückt; Bestellungen verliefen oft im Sande.

Doch dann kamen iTunes, Amazon-MP3 und Spotify. Dazu mehrere Musikblogs die neue Musik pushen und als Stream anbieten. Mein Musikkonsum hat sich dadurch mindestens verzehnfacht. Mehrere Alben im Monat, einige daraus resultierende Live-Konzert-Besuche und mehr Spaß an neuer Musik. Selbst die simple Spotify-Playlist reicht schon, um Käufe zu generieren: meine Bluesrock-Playlist veranlasste einen begeisterten Kollegen dazu, die gespielten Alben (immerhin zehn Stück) sofort auf CD bei Amazon und Lokaldealer zu ordern. Ich habe dank Spoitify-Neuentdeckungen ebenso ein paar Hundert Megabyte an neuen Alben erworben.

Darum kann ich das Gejammer der Rechteverwerter und neuerdings auch Künstler nicht nachvollziehen. Gekauft wird, was gut ist. Seltsame Grütze kaufen, wie es sie damals auf Vinyl gab und manchmal nur gekauft wurde, weil es nichts besseres gab? Die Zeiten sind Gottseidank vorbei.

Erst das: Regener-Interview
Dann das: Sven Regener, Du erzählst Unsinn…