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6 Empfehlungen – Wie verhalte ich mich auf einer Veranstaltung, auf der fotografiert wird?

Daniel Reiche

Verhaltensregeln gegenüber Fotografen? »Was soll das? Der Fotograf sollte doch vielmehr Rücksicht auf mich nehmen!« Genau. Das tut ein professioneller Bildermacher: Bei dokumentarischen Einsätzen wie der fotografischen Begleitung von Veranstaltungen, Kongressen etc. agiert ein Fotograf weitestgehend unbemerkt aus dem Hintergrund und nähert sich erst, wenn er kaum noch wahrgenommen wird. Dennoch verfallen Gäste unbewusst in Verhaltensweisen, die ihn selbst oder Auftraggeber um einige einzigartige Fotos bringen.

1. Solange es kein gestelltes Portrait ist: Nicht direkt in die Kamera schauen

Der dokumentarische Fotograf legt Wert auf ungestellte Momentaufnahmen. Die Bilder sollen natürlich aus der beobachtenden Position erscheinen; quasi direkt aus dem Leben gegriffen. Der Effekt ist natürlich dahin, sobald Personen auf dem Foto bewusst (meist etwas verstohlen) in die Kamera schauen und damit die sogenannte »Vierte Wand« durchbrechen. Dem Betrachter des Fotos wird damit die Illusion genommen, ein außenstehender Beobachter zu sein, der zufällig in die Szene blickt. Die Magie der Szene verpufft.

Es kann dem Fotografen also durchaus seine Bilderserie versauen, wenn selbst immer in die Linse geschaut wird, was imgrunde schon eine leichte Art des Photobombings ist. Bei genauerer Betrachtung ärgert man damit jedoch nicht den Fotografen, sondern vielmehr dessen Auftraggeber, dem damit einige gute Motive versagt bleiben.

Lassen Sie sich vom Fotografen nicht ablenken und ignorieren seine Präsenz. Schauen Sie nicht direkt und vorsätzlich in die Kamera, es sei denn, der Fotograf fordert dazu auf (Gruppenbilder, Portraits). Die Angst vor unvorteilhaften Aufnahmen ist übrigens unbegründet: Erfahrene Fotografen lichten solche Szenen gar nicht erst ab bzw. löschen solche Bilder.

2. Kein Versteckspiel

Sie wollen nicht fotografiert werden? Da gibt es eine Lösung: Gehen Sie auf den Fotografen zu und sagen, dass Sie nicht fotografiert werden möchten. Er wird es dann auch nicht tun. Versteckspiele wie das schnelle Wegdrehen, sobald die Kamera erspäht wird oder der Klassiker »Unauffällig die Hand vorm Gesicht« helfen niemandem. Wer nicht fotografiert werden will, sollte dann aber auch konsequent sein: Mitten ins Publikum setzen ist dann tabu und die Präsenz auf Gruppenbildern ebenso.

3. Dem Fotograf im Bild stehen ist erlaubt

Dass Sie sich während eines Gruppen- oder Portraitshootings nicht zwischen Motiv und Kameralinse stellen sollten, versteht sich von selbst. Ein dokumentarisches Foto allerdings lebt gleichermaßen von Vorder- und Hintergrund. Darum sind auch Menschen direkt vor der Linse wichtig. Die geben Bildern Tiefe und es wird beispielsweise vermieden, dass Personen auf Bühnen vor einem leeren Saal zu stehen scheinen. Wenn Sie also merken, dass der Fotograf hinter Ihnen steht und über Ihre Schulter fotografiert: Einfach ignorieren und auf keinen Fall zur Seite gehen. Wenn der Fotograf wirklich Platz braucht, sucht er sich den.

4. Hinter dem Fotografen immer etwas Platz lassen

Schnell hinter dem Fotografen durchgehen oder sich unvermittelt dicht hinter ihn stellen, bereitet keine Freude. Während des Fotografierens schaut der Bildermacher nämlich durch seine Linse in die Richtung des Motivs und weiß nur was hinter ihm steht, von dem er sich das letzte Mal vergewissert hat.

Rechnen Sie immer damit, dass der Fotograf einen Schritt nach hinten geht. Tun Sie das nicht, werden Sie mit Sicherheit unsanft angerempelt; sind Sie leichter als 60 Kilogramm, fallen Sie um.

5. Nicht besserwissen

Stellen Sie sich mal vor, Sie können etwas richtig gut. Zum Beispiel am Grill stehen und alles auf den Punkt garen, alle lieben es. Sie haben ein paar Freunde und Bekannte eingeladen und einer deren Begleitung steht plötzlich neben Ihnen am Grill und es geht los:

»Nen Kumpel hat auch einen Grill. Der ist aber größer und das gesamte Gestell aus Edelstahl. Lässt sich besser reinigen.«
»Oh, Warum legen Sie das Fleisch da hin? Legen Sie es doch in die Ecke, da brät es besser.«
»Also sooo zünde ich die Kohle ja nicht an.«
»Im Fernsehen machen sie das Gemüse ja schon am Anfang.«
»Kommen Sie, wir schieben den Grill mal näher an die Gäste, ist doch viel schöner!«

Ab welchem Satz hätte die neue Bekanntschaft Ihr Bier im Gesicht?
Sehen Sie? Besserwisser kann niemand leiden.

6. Selbst Fotos machen: nicht übertreiben

Die Immer-dabei-Kamera namens Smartphone ist die gefürchtete Pest unter allen Fotografen. Lassen Sie das Smartphone in der Tasche. Tut übrigens auch der Psyche gut. Es sei denn, Sie wollen diejenige Person auf dem Bild sein, die inmitten der Gäste mit hochgehaltenem Smartphone oder Kamera steht und unter Umständen sogar sein eigenes Gesicht oder wichtige Teile der Szenerie verdeckt?

Wo das Smartphone auf jeden Fall unbenutzt sein sollte, sind Gruppenbilder, die ein Fotograf gerade arangiert und im Begriff ist abzulichten. Ich verstehe es aus tiefstem Herzen: da steht nun die Gruppe Ausgezeichneter, Gewinner, ein Team, ein Paar + Familie sooo schön vom Fotografen hinsortiert… da kann man doch schnell auch ein Foto machen. Kann man. Wenn man möchte, dass auf dem Bild des Fotografen einige Leute nicht in die Kamera schauen.

Denn sobald neben der Linse des Fotografen auch noch eine Smartphonekamera hochgehalten wird, verunsichert dass einzelne in der Gruppe. Wo sollen sie auch hinschauen? Zum Fotografen oder lieber doch zur Kollegin ins Smartphone? Ersparen Sie der Gruppe vor der Kamera diese Unannehmlichkeiten und lassen den Bildermacher zuerst die Arbeit machen. Helfen Sie gern bei der Positionierung oder dem Zuammensammeln der Leute für das Gruppenbild und sobald der Fotograf seine Bilder im Kasten hat, können Sie mit dem Smartphone ran und haben deutlich bessere Aufnahmen, als wenn Sie nur schnell eins von der Seite machen.