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Ein Mammutprojekt zum Jahresende – Ausstellungsdesign, Mediasäule & Videoteaser

 2. November 2017

1997 eröffneten die ECE Promenaden als außerordentliches europäisches Modellprojekt das Einkaufszentrum im Leipziger Hauptbahnhof. Anlässlich des 20jährigen Jubiläums wurde ich mit der inhaltlichen Betreuung und Umsetzung des Ausstellungsdesign betraut: eine Mammutaufgabe. Denn zuallererst galt es, ein 20jähriges Archiv zu sichten und sich damit durch die Ära analoger und digitaler Speichermedien wie Dias oder ZIP-Drives zu wühlen.

Passende Lesegeräte waren schnell organisiert. Die gewählten Dia-Positive fotografierte ich mittels einer Konstruktion aus Videolicht, Hohlkehle und Makroobjektiv einfach ab. Das ging schneller, genauer und mit deutlich höherer Auflösung, als bei herkömmlichen Dia-Scannern; und ließ mich bei einigen Motiven wieder einmal staunen, mit was für Schärfe und Detailreichtum damals schon die Analogfotografie glänzte.

Mit diesem Fotomaterial füllten sich die 50 Ausstellungstafeln fast von alleine. Ich ergänzte die Bilder mit Leipziger Statements (z.B. Bernd-Lutz Lange, Burkhard Jung oder Fotokollege Philipp Kirschner/PK Fotografie) und setzte dazu sowohl historische Bahnhofsfakten, Zeitungs-Faksimiles als auch allerlei »Hauptbahnhofs-Tand« vergangener Jahre. Mein Ziel war eine magazintypische Gestaltung, die Besuchern und Reisenden auch bei weniger langen Aufenthalten eine kurzweilige Lektüre bietet. Passend dazu veröffentlichten die Promenaden alle Tafeln in einer begleitend erscheinenden Broschüre.

Mediastele

Meine Idee, kleine Guckis in die Ausstellungstafeln zu integrieren, wuchs schnell zu einem beständigeren Projekt. Guckis sind im Prinzip kleine Lupen, hinter denen Superslide(Mittelformat)-Dias stecken. Wie ich Dias aus digitalen Daten erhalte, wusste ich noch zu gut aus der Visual-Ära des früheren Visual-Projekts Golden Cat, wo ich über die Jahre hunderte davon produziert habe (die Seite wurde 2012 stillgelegt).

Die Guckis landeten nun aber nicht in den Tafeln, sondern in der besagten Media-Stele, die ich zusätzlich mit zwei Displays, Leuchtrahmen und Acryl-Info-Schilder bestückte. Im Inneren werkeln kleine Einplatinen-Computer. Hier läuft ein Minimalsystem, dass automatisch eingesteckte USB-Datenträger auf Filmdateien ausliest und im Loop auf den Displays ausgibt. Später sind auch Touchanwendungen geplant.

Das alles habe ich natürlich nicht alles allein gemacht. Zur Ausstellung unterstützte mich Katja Schulz von kommundis alpha in Sachen Lektorat und die robuste Holzkonstruktion der Stele baute für mich Tischler Alex in der lignum manufactur, der auch nach der hundertsten von mir geänderten Maßskizze nicht die Nerven verlor. Die Stele steht ab sofort in der Ladenstraße der Promenaden und zeigt Infos zu aktuell laufenden Aktionen.

Videoteaser

Das i-Tüpfelchen meiner Arbeit zur Jubiläumswoche dürfte dann der Videoteaser zum 20jährigen Promenaden-Bestehen sein, der es sogar auf die große Leinwand der DOK-Film-Woche schaffte. Der ganz frisch geschlüpfte Imagefilm besteht aus zwei Teilen. Ein an die Ausstellung angelegter Kurzüberblick der vergangenen Jahre, der dann in den eigentlichen Trailer übergeht und solo in Social Media-Kanälen gezeigt wird. Hier setzte ich wieder auf bewährt stimmige Fotos, Zeitraffer-Sequenzen und Drohnenaufnahmen auf gestaffelten Ebenen, die einen 3D-Effekt erzeugen und mit passender Musik begleitet werden.