Typographie und Design in der Deutschen Demokratischen Republik

 31. Januar 2013

Ich stehe ja total auf das einfach plakative Typo-Design der damaligen DDR und sammle da alles mögliche. Gestern habe ich es nun endlich geschafft, mich in der Bibliothek anzumelden und war da natürlich auch auf der Suche nach Ost-Design-Zeugs. Ernüchternd war es. Ein ganzes Regal plus ein paar Reihen beschäftigten sich mit der DDR-Geschichte: Staatsicherheit, Pioniere, Militär, Romane, Biographien.

Aber kaum ein Buch zeigte etwas aus der Sicht der DDR selbst. Das heißt, repräsentative Bücher aus dem Osten der Zeit zwischen 1949 und 1990, die sich mit Design, Typographie, Mode, Leben und so weiter beschäftigen. Vielleicht habe ich sie übersehen; aber selbst im relativ lichten Design-Regal sprach nur ein Buch retrospektiv über das Design in der DDR. Und das ist ein generelles Problem.

Wie sah nun ein Kochbuch im Osten aus, wie ein Haushaltsratgeber oder streng sozialistische Kost? Die mit handgesetztem oder gemalten Lettern gefertigten Layouts im Osten sind einzigartig und werden so kaum wieder produziert werden können. Schon wenn man sich die mühevoll unterschnittenen Überschriften einzelner Artikel alter Zeitschriften (Fotos) ansieht, weiß man, dass die Setzer in der DDR in der obersten Liga mitspielten. Solche Überschriften findet man im heutigen digitalen und schelllebigen Produktionsprozess ziemlich selten.

Sicherlich belegen die 40 Jahre des sozialistischen Staates auf der großen Uhr der Weltgeschichte noch nicht einmal eine Sekundeneinheit. Angesichts dessen aber, dass es unsere Geschichte ist, sollte doch das Leben in der DDR für die nachfolgenden Generationen archiviert bleiben und nicht nur auf verklärte Ost-Retro-Filme und Fotosammlungen beschränkt sein. Ein Tageszeitungsarchiv hilft wenig. Wer durchstöbert schon gern über 10.000 Zeitungen?

Darum finde ich es sehr wichtig, dieses alte DDR-Material zu sammeln. Repräsentatives Material, das zur Wendezeit in hohen Bögen in die bereitgestellten Container flog und mit viel Glück noch auf den Trödelmärkten landet. Das muss nicht unbedingt physisch sein. In diversen Facebook-Gruppen und Tumblr-Blogs wird schon anständig archiviert. Ich reihe mich mit meinem Tumblr-Blog ein und freue mich immer über Hinweise und Mails. Am liebsten natürlich Print-, aber auch Produkt-Design & Co.

Fündig bin ich in der Bücherei letztlich doch noch geworden. In der regionalen Ecke der Leipziger Bibliothek waren sie artig aufgereiht. Die Hefte der «Leipziger Blätter», die mit altwarmem Deutsch wie «obschon» und «künftighin» hantieren und in einem westlich anmutenden Layout daherspazieren, dass dennoch eindeutig ostdeutsch ist. Im Übrigen mit einem schönen Pausenzeichen in den einzelnen Rubriken, wie es im ostdeutschen Buchdruck recht oft verwendet worden ist (auch der Grund, warum ich solch ein Zeichen als Hommage in meinem Logo führe).