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Vom Trödelmarktfund zur Gigapixel-Datei: Leipziger Stadtplan aus den 70ern

 9. Februar 2017

Über zwei Jahre sind vergangen, dass mir zufälligerweise auf dem AGRA-Trödelmarkt in Leipzig ein alter Leipziger Stadtplan in die Hände fiel. Die Karte ist über 50 Jahre alt und war zu interessant, um es als heimlichen Schatz zu horten. Nach einem Jahr hatte ich endlich mal die Muße, das fragile Papierwerk zu digitalisieren.

Stück für Stück fotografierte ich die Segmente der Karte, die schon beim bloßen Hinsehen in ihre Bestandteile zerfielen, und setzte Vorder- und Rückseite am Rechner zu einer großen Karte zusammen. Bisschen überlappt es teilweise aber das ist noch verkraftbar finde ich. Und wieder ein Jahr später – heute – generierte ich ein GigaPixel-»Panorama« daraus, in dem man hübsch rumscrollen und reinzoomen kann. 16.519 x 12.197 Pixel sind zwar »nur« bisschen mehr als 0,2 Gigapixel. Aber reicht ja eigentlich aus.

Inhaltlich ist bei der Karte nicht nur die Stadtbebauung interessant. Vielmehr sind es Details, wie die liebevollen Illustrationen an den Rändern, die ordnungsgemäße russische Übersetzung in der Legende und das Straßenbahnnetz mit Tramnummern bis zur 30!

Die Karte ist in viele Segmente gestückelt und lädt erst bei Vergrößerung nach. Gesamt sind es um die 70MB. Javascript wird zum Ausführen des Viewers benötigt.

Edit: Im Nahverkehrsforum Leipzig gab es von Klaus Nobis (HAVAG) die Info, dass der Stadtplan wohl eher den Jahren 1970/71 zuzuordnen ist. Vielen Dank für den Hinweis.

„…Nach gründlichem Durchschauen stellte ich fest , der Stadtplan ist erst von ca. 1970 / 71! Hier ist das Straßenbahnliniennetz ab 1.01.1970  zu sehen.
Die Linien 8 , 9 , 12 , 18 , 19 und 23 sind zwischen 01.06. und  01.11.1969 eingezogen worden. Die Linie 25 hat schon den veränderten Linienlauf – wie er am 01.06.1969 eingerichtet wurde. Und die Linie 15 fährt noch nach Liebertwolkwitz , womit aber am 28.06.1971 auch Schluss war. Seither endet sie ja in Meusdorf. Die Linie 2 fuhr noch bis 1974 nach Engelsdorf , danach nur noch bis Paunsdorf. Die 14 , 25 und 30 entfielen dann erst ab 1973 und die 3 und 7 ab 1975!…“

Edit 2: Gert schreibt mir in einer E-Mail:

„…Betreff des Leipziger Stadtplanes möchte ich anmerken, dass es den Friedhof Leipzig Eutritzsch 1970 doch gar nicht mehr gab. Auf dem Gelände war doch der Betrieb, VEB VTA Leipzig. Damals hielt noch ein Doppelstockbus an der Essener- Zschortauer, vor der Eisenbahnbrücke und von dort ging es zum Werk. Hab dort selbst bis 1969 gearbeitet. Heute kaum noch was zu erkennen. Genau wie die kleine Kneipe »Casino Mühle«, gegenüber des Sportplatzes. Danke für die Einblicke ins Leipzig meiner Jugendzeit…“

Edit 3: Jens schreibt mir in einer E-Mail:

„…Bis Ende der 1960er befanden sich entlang der Straße des 18. Oktober noch durchweg Gärten; es gab – außer der Konservenfabrik ‚Gurken-Schumann‘ und etwas Gewerbe entlang des Bahngeländes am Dösner Weg, dort keine Baulichkeiten. All dies veränderte sich erst mit der Bebauung im Verlauf der 1970er Jahre; erst dann wurden Taro- und die angrenzenden Straßen angelegt. Ihr Stadtplan stammt vermutlich aus der Mitte der Siebziger, aus einer Zeit, bevor die Sechzehngeschosser geaut wurden…“

Edit 4: Andreas schrieb mir in einer E-Mail:

„…Der Plan ist nicht von 1964, sondern etwa 1970. Die Karl-Marx-Universität ist in Bau, bis 1968 stand die Paulinerkirche und das alte Augusteum noch. Die O-Bus Linie C nach Zwenkau wurde 1972 eingestellt. 1971 begann das Neubaugebiet Lößnig. Übrigens das erste 16 geschossige Hochhaus wurde 1972 im der Straße des 18. Oktober gebaut…“