Wieder so ein bärtiger Setzer-Begriff: Reinzeichnen. Hierbei ist natürlich nicht gemeint, dass man irgendetwas irgendwo hineinzeichnet, sondern das rein ist als sauber zu verstehen. Der Begriff hat seinen Ursprung in den Zeiten, wo Computer noch Schränke füllten und mit bunten Lämpchen blinkten.
Werbeagenturen gab es damals jedoch schon und sollte ein Produkt beworben werden,standen zwei mehr oder weniger spartanische Möglichkeiten zur Verfügung: Text oder Text mit Foto. Wer etwas auf sich hielt, warb daher mit handgezeichneten Kampagnen. Gerade auf Vintage-Blechschildern begegnet einem diese Werbe-Art regelmäßig und verdeutlicht das Wort reinzeichnen optisch. Vor jedem Auftrag wurden solche Werbeanzeigen grob vorgezeichnet. Meistens schwarz-weiß und mit ein paar getuschten Farben. Kam für die Kampagne das Ok vom Kunden, konnte der Auftrag an einen Grafiker zum Reinzeichnen rausgegeben werden.
Durch die Arbeit am Rechner hat sich die Produktionsweise nur leicht verändert. Grobe Scribbles existieren weiterhin, das Reinzeichnen erfolgt jedoch meistens am Rechner. Darüber hinaus steht das Wort jedoch verstärkt als Synonym für «druckfertig machen» und bezeichnet damit im heutigen Gestalterdeutsch das Prüfen der Farben, Farbräume, Auflösung und Schriften vor dem Druck.