Ein Danke zum Jahreswechsel

 28. Dezember 2012

Ganze sieben Monate sind vergangen, seit ich meiner Heimat den Rücken kehrte und nach Leipzig gezogen bin. Der Entschluss fiel mir leicht. Zu sehr langweilten mich Trott und Routine, der deprimierende Zerfall und die Verwandlung in eine Kleinstadt mit zu hoher Seniorendichte.

Allerdings wusste ich auch, dass ich Freunde verlieren, zumindest schwer enttäuschen würde. Wieder einer, der die Stadt verlässt; wie ein Verräter würde ich dastehen. Gerade ich, der sich sonst so für die Stadt engagiert hat. Doch was dann kam, verblüffte mich. Wie ein offenes Buch schien ich in den letzten Jahren durch die Stadt gewandelt zu sein. 

Viele Freunde und Geschäftspartner empfanden meinen Wegzug als logische Konsequenz, haben es geahnt und sahen es nur als eine Frage der Zeit. Selbst meine Mutter zeigte sich eher verwundert, dass es erst jetzt komme. Auch, dass die Wahl auf Leipzig fiel, war niemandem neu: Meine Freundin und ich fuhren regelmäßig hierher. Sei es auf Festivals, Konzerte oder einfach mal nur ein zu einem verlängerten Wochenende.

Jetzt nach einem guten halben Jahr in der neuen Stadt, bereue ich nur eines: diese Entscheidung nicht schon eher gefällt zu haben. Leipzig ist ein Pool von ungezwungener Kreativität und bietet Raum für einen ganz eigenen inspirierenden Lebensrhythmus. Es dauerte nicht lange, bis ich merkte, wie sehr mir das eigentlich zum erfüllten Leben gefehlt hat. Ich bin dadurch gelassener geworden.

Sicher. Ich musste und muss hier bei nahezu Null anfangen. Einige Kontakte zu Agenturen sind immerhin schon geknüpft, ich habe regelmäßige DJ-Nächte in der Moritzbastei und sogar einige Freundschaften sind entstanden. Auch den Wechsel von QuarkXPress zu InDesign habe ich nebenbei geschafft und in kurzer Zeit eine annähernde Geschwindigkeit erreicht. Ich merke, dass ich in Leipzig wieder Wachsen kann und Träume habe. Die hatte ich in Hoyerswerda nicht mehr.

Aber meine Angst, den Kontakt zu bisherigen Freunden zu verlieren, bleibt glücklicherweise unbegründet. Man sieht sich seltener, dafür umso intensiver. Für die Überbrückung gibt es Skype und Facebook (auch wenn es einem der Dienst mit seiner gestutzten Timeline nicht einfach macht, alle Aktivitäten seiner Freunde zu verfolgen). Viele Freundschaften sind trotz der Distanz inniger geworden. Auch viele, die ich gar nicht so wahrgenommen habe. So viel Besucher, wie in den letzten Monaten, hatten wir in sonst in einem Jahr nicht.

Darum hier ein großes Danke an alle Freunde, die mich bei meiner Entscheidung unterstützt haben und immer hinter mir standen. Auch meinem bisherigen Arbeitgeber, Geschäftsfreunden und Kunden, die mich und meine Dienste trotz der Entfernung weiter in Anspruch nehmen schulde ich Dank. Und auch wenn ich zum Ende des Jahres kaum Zeit gefunden habe, mich mal persönlich blicken zu lassen, werde ich es sicherlich bald wieder schaffen, meine Heimat zu besuchen.